P (12.07.2025)

Ich muss dir rein gar nichts tun. Du selbst wirst dich zur Hölle fahren. Oder vielleicht bist du schon mittendrin.

Vielleicht bildest du dir ein, du hättest Macht, weil ich mich vor dir wegducke. Weil ich deinen Anblick nicht ertragen kann. Weil ich deinen Namen nicht sagen kann. Aber was lässt dich denken, ich wollte deinen Blick erwidern, nach allem, was du mir angetan hast?

Du wünschst dir doch, ich hätte Angst vor dir. Du träumst davon, es bestärkt dich, wenn der Grund, aus dem ich gegangen bin, Angst vor dir ist. Weil es dir das Gefühl gibt, ganz stark zu sein.

Du fühlst dich stark, indem du mich nach unten drückst. Selbst vor einem unschuldigen Kind, deiner Familie, machst du nicht Halt. Du bist kein Mann. Du bist ein Monster, das mich zutiefst anwidert.

Familie hin oder her ‒ ich wüsste nicht, warum ich Abschaum wie dich weiterhin an meinem Leben teilhaben lassen sollte.

Falls es etwas gibt, vor dem ich Angst habe, dann vor dem, was du getan hast. Und vor dem, was du imstande bist zu tun. Aber nicht vor dir. Du bist erbärmlich.

Und es schmerzt mich, dass du nie deine gerechte Strafe bekommen wirst. Zumindest nicht von Staates Wegen. Ich hätte meinem jüngeren Ich gern gesagt, es soll nicht den Verstand deswegen verlieren. Denn du wirst bestraft.

Und vielleicht wird diese Bestrafung, die noch auf dich wartet, viel härter als alles, was jemand dir von außen aufbürden könnte.

Vielleicht sogar weißt du das schon. Versuchst es mit aller Kraft zu unterdrücken, zu überspielen, zu ignorieren.

Die Bestrafung, dass der Schein, den du vor anderen lebst, die Fülle, die in deinem Leben zu sein scheint, nichts mehr ist als der klägliche Versuch deiner Wahrheit zu entkommen. Nämlich jener, dass es in dir düster und leer ist.

Du wirst dir vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber in den stillen Momenten, wenn du auf dein Leben zurückblickst und niemand zusieht, niemand da ist, vor dem du dich verstellen musst, wissen, was du getan hast. Und ich werde dir nicht vergeben.

Deine Bestrafung ist, mit dir selbst leben zu müssen. Denn ich kann mir glücklicherweise sagen, ich bin einem Monster begegnet und habe diese Begegnung überwunden. Du selbst, musst Frieden mit dem furchtbaren, rücksichtslosen Menschen schließen, der du in meinem Leben warst.

Und ich will gar nicht wissen, was es noch mehr über dich zu erfahren gibt, wo mir nur ein begrenzter Einblick in deine stockfinstere Seele zur Verfügung steht.

Du wirst irgendwann spüren, was du bist, auch wenn du es jetzt noch verdrängst. Ich weiß, dass Menschen wie du, weit davon entfernt sind, glücklich und zufrieden zu sein.

Und Menschen, die nicht bereuen, was sie taten, und selbst zwölf Jahre später keine anderen Schlüsse aus dem Geschehen gezogen haben, als zu versuchen, mich einzuschüchtern, werden erst recht nicht glücklich.

Du bist weit davon entfernt, aufrichtig glücklich zu sein. Das ist gewiss. Also kannst du so viel schauspielern wie du willst ‒ ich weiß vielleicht sogar mehr als du selbst, dass das alles nur Schein ist.

Und vielleicht wirst du niemals, nicht einmal als Greis, zu der Erkenntnis gelangen, warum du unglücklich bist. Aber ich weiß, dass du es sein wirst. Tief in dir drinnen. Und dass es für dich kein Entkommen davor gibt. Das soll mir genug sein.

© 2025 Elin Lyovska – Alle Rechte vorbehalten.

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